28.11.2019 Chichen Itza Nordteil

Heute sind wir um 5 Uhr wach. Ein Highlight wartet auf uns: Wer möchte nicht einmal im Leben ein offizielles Weltwunder sehen!

Um 6.15 Uhr wird aufgestanden. Wir packen alles zusammen, in den Rucksack kommt Sonnencreme, Moskitospray, viel Wasser und ein Sonnenhut. Das Frühstück um 7 Uhr im Hotel Chichen Itza in Piste ist recht gut (à la carte), aber mit 165 Pesos p. P. ziemlich teuer. Auf jeden Fall sollte man dafür genug Zeit einplanen, denn wir sind erst um 7.45 Uhr fertig.

Chichen Itza

Zum Glück haben wir vom Hotel aus nur 8 Minuten Fahrt bis zur Ruinenstätte von Chichen Itza. Vom Hotel haben wir eine Extra-Parkkarte gekriegt (nachfragen!) und können so gratis beim Mayaland Hotel parken und dessen Hintereingang benutzen. Wir sind die Zweiten in der Reihe, aber geöffnet wird erst nach 8.05 Uhr. Irgendwie gibt es zwei Tickets und die Prozedur ist somit sehr umständlich und langsam (Mexiko halt😆).

Pyramide des Kukulcan

Es ist dann 8.15 Uhr bis wir bei der grossen Pyramide sind, aber die Rechnung ist aufgegangen, es sind erst wenige Leute da. Ein Foto der grosse Pyramide ist noch ganz ohne andere Personen drauf möglich.

Chichen Itza

Die berühmte Pyramide des Kukulcan ist wirklich sehr imposant und geheimnisvoll. Wenn man die 91 Treppenstufen auf allen Seiten zusammenzählt, ergibt dies 365 und es gibt an dieser Pyramide genau 52 flache Plateaus mit Reliefs verziert. Aber das sind nicht die einzigen kalendarischen Auffälligkeiten. Die einen Experten sagen, diese Pyramide sei eigentlich ein einziger genialer Maya-Kalender, die anderen sagen, man habe diesem Mythos bei der Restaurierung etwas nachgeholfen…

Am Fusse der Treppen seht ihr Schlangenköpfe. Reliefs dieser „gefiederten Schlange“ findet man an vielen Stellen in Chichen Itza. Sie werden auch Quetzalcoatl genannt.

Jedes Jahr um die Tage der Tag- und Nachtgleiche ist an dieser Pyramide ein besonderes Schauspiel zu beobachten: Der Stand der Sonne lässt anscheinend den Eindruck erwecken, als würden die Treppeneinfassungen mit den Schlangenköpfen an deren Ende sich zu bewegen beginnen, als würde sich eine Schlange die Pyramide hinabwinden. Wie gerne würde ich das miterleben!

Wie so oft bei den Mayas wurden auch hier ältere kleinere Vorgänger-Pyramiden einfach überbaut. Daher ist es schwer zu sagen, wie alt die Pyramide wirklich ist. Die äusserste Hülle ist jedoch rund 1000 nach Christus entstanden. Was für ein unglaubliches astronomisches Wissen dieses Maya-Volk hatte! Manchmal frage ich mich, was von unserer Generation für die Nachwelt erhalten bleiben wird. Irgendwie bin ich da nicht so optimistisch…

Seit einem tragischen tödlichen Unfall einer Touristin und auch aus konservatorischen Gründen, darf die Pyramide nicht mehr bestiegen werden.

Sie ist jedoch von allen Seiten sehr sehenswert und fotogen.

Und hier noch mit Statist…

Das Gelände von Chichen Itza ist sehr weitläufig, auch wenn den Touristen nur ein kleiner Teil der ganzen Ausgrabungsstätte zugänglich ist. Wir konzentrieren uns zuerst auf den Nordteil.

Plattform der Adler und Jaguare

Wir betrachten mit etwas Grausen die „Plataformas de las Aguilas y los Jaguares“ (Plattform der Adler und Jaguare), wo auf Reliefs Adler und Jaguare abgebildet sind, welche Menschenherzen in den Klauen halten.

Schädelmauer

Noch gruseliger wird es bei der „Tzompantli“, der Schädelmauer. Dies ist eine Plattform, wo wahrscheinlich Menschenopfer erbracht wurden. Entsprechend ist die ganze Mauer mit Totenköpfen verziert. Brrr…

Ballspielplatz „Juego de pelota“

Schliesslich gelangen wir zum riesigen Ballspielplatz „Juego de pelota“ von Chichen Itza.

Wir haben bisher bereits ein paar Ballspielplätze der Mayas gesehen, aber dieser hier ist allein von der Grösse her ein anderes Kaliber. Man nimmt an, dass er eher ritueller und representativer Zwecke diente.

Das Spiel soll folgendermassen abgelaufen sein: Ein Kautschukball musste ohne Hilfe der Beine und Hände, also nur mit Schultern, Brust und Hüfte möglichst durch einer der beiden Ringe, welche links und rechts am Spielfeldrand angebracht ist, gespielt werden. Und der Ball musste in der Luft gehalten werden, durfte also den Boden nicht berühren. Ich stelle mir das ziemlich schwierig vor: Das Loch ist nicht sonderlich gross…

Die Akustik ist ebenfalls speziell. Ein Gespräch am einen Ende des Spielfeldes kann ohne Probleme am anderen Ende verstanden werden. Die Reliefs an den Mauern zeigen die Spieler, jedoch auch Enthauptungen. Was an den ganzen Geschichten, dass dem Verlierer oder Sieger jeweils die Ehre zustand, enthauptet zu werden dran ist, steht in den Sternen…

Sehr kunstvoll sind auf jeden Fall die Reliefs des „Templo del Jaguar“ (Jaguartempel) gleich am oberen Ende des Ballspielplatzes.

Am anderen Ende befindet sich der „Templo del Hombre Barbado“ (Tempel des Bärtigen). Für mich hat der was Römisches, wahrscheinlich wegen den Säulen.

Cenote Sagrado

Schliesslich führt uns ein schnurgerader Weg wohl nicht ganz 500m nordwärts zu der grossen Cenote Sagrado.

Diese heilige Cenote muss eine sehr wichtige Opferstätte für den Regengott Chaac gewesen sein. Fand man auf deren Grund doch tausende zum Teil sehr wertvolle Gegenstände sowie auch Menschenknochen…

Hier ist es schön schattig und wir machen mal eine kurze Trinkpause. Es hat hier einen kleinen Kiosk, wo man kühle Getränke kaufen kann.

Als Nächstes steht nun der Südteil der Anlage von Chichen Itza auf dem Programm. Bis jetzt schwanke ich betreffend Maya-Kultur sehr zwischen den beiden Attributen „genial“ und „brutal“. Mal schauen, was am Ende des Tages überwiegen wird…

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