16. Februar 2012 Tortuguero – Hinfahrt und Dorfrundgang

Wir haben den Wecker wiederum auf halb sechs Uhr in der Früh gestellt, denn wir müssen unsere Gesundheit checken. Die Ohrenschmerzen von Michael sind verschwunden und auch mir geht es viel besser! Wir können es wagen heute unsere Reise in das abgelegene Tortuguero fortzusetzen. Ich bin sehr dankbar, dass bei mir „Montezumas Rache“ so schnell und harmlos über die Bühne gegangen ist!

Wir packen alles zusammen und gehen um 7 Uhr Frühstücken (beziehungsweise: Für mich gibt es erst mal nur zwei Häppchen Reis, aber immerhin: Es bleibt drin 😉 .

Dann gehen wir im Hauptgebäude des Hotels (oben im Bild) auschecken. Man kann hier mit allen gängigen Kreditkarten bezahlen. Das Totem Hotel hatte uns sehr gut gefallen, vor allem seine Lage direkt an der Playa Cocles und die sehr grüne, etwas verwilderte Anlage ist einzigartig. Nur unser Standardzimmer war jetzt nicht so der Hit, aber es war sauber und das ist die Hauptsache.

Nach einem letzten Blick auf die herrliche Playa Cocles

fahren wir los Richtung Puerto Limon.

Heute ist es das erste Mal etwas bewölkt (das Foto oben ist noch von vorgestern). Unglaublich, wie viele Einheimische hier mit Velos oder Fahrrädern mit eingebautem Motor unterwegs sind 🙂 . Die scheinen hier echt der Renner zu sein…

Die Zollstation in Penthurst will zum Glück auch heute unsere Pässe nicht sehen und so kommen wir gut vorwärts. Kurz nach Limon biegen wir rechts nach Moin (dem Hafen von Puerto Limon) ab.

Wir werden gleich an der Zufahrt zum Hafen von Schleppern abgefangen. Aber als wir sagen, dass wir bereits eine Reservation bei Alexis Soto von „Tropical Wind“ haben, weist man uns freundlich den Weg: Gleich den ersten Feldweg links rein. Da hat es einen kleinen Parking und der Bootsfahrer checkt unsere Reservation auf seiner Liste ab. Alles okay, jetzt heisst es nur noch warten.

Es hat hier auch Toiletten (wenn auch nur für Notfälle 😉 ). Um die Ecke rechts holt sich Michael bei einer Familie an einem Stand noch Kaffee und hält ein Schwätzchen. Ich bleibe währenddessen beim Wagen und pass auf unser Zeugs auf. Das Surflycra sollte auch noch trocknen. 🙂

Das Boot müsste theoretisch um 10 Uhr losfahren. Wir waren jedoch sowieso viel zu früh da und auch um 10 Uhr war noch nicht an abfahren zu denken. Denn das Boot musste noch vollgetankt werden und die Tanklieferung war noch gar nicht da. Nun, wir nehmen es so gelassen wie die Einheimischen. Hier nennt man das liebevoll die „Tico-Time“ (Ticos bzw. Ticas nennen sich hier die Einheimischen) 🙂 ! So können wir in aller Ruhe das Treiben der Ticos und Ticas auf dem Fluss beobachten.

Unser Boot hat Platz für circa 20 Personen, ist oben gedeckt aber auf der Seite offen.

Schliesslich können wir unser Gepäck gleich hinten im Boot auf der ebenfalls gedeckten Ladefläche platzieren. Es bleibt nichts zurück im Auto.

Wir laufen mit unseren Rucksäcken nach vorne und nehmen Platz. Endlich kann die Fahrt auf dem Kanal nach Tortuguero losgehen!

Wir merken bald, dass wir mit unserem Fahrer einen echten Glücksgriff gemacht haben, denn er sieht eine Menge Tiere (wir hätten da keine Chance, echt!). Sobald er etwas Interessantes sieht, fährt er so nahe ran, dass wir das Tier gut sehen und fotografieren können und erzählt auch immer was in spanisch und englisch dazu. Unten im Bild zum Beispiel seht ihr einen Schlangenhalsvogel.

Oft sieht man die Vögel auch mit gespreizten Flügeln auf Ästen sitzen, um diese zu trocknen.

Auch das Wetter wird laufend besser! Juppeeh! Links und rechts vom Boot sieht man grünen dichten Regenwald.

Die Kanäle sind mal recht breit, wie hier im Bild, dann wieder enger, mal dicht bewachsen, mal eher offen.

In den Baumwipfeln macht der Bootsführer uns auf Affen aufmerksam. Man hört sie auch. Vor die Linse kriege ich sie aber nicht wirklich.

Ein paar Mal führt der Kanal dicht ans offene Meer heran.

Auf der ganzen Bootsfahrt haben wir unheimlich viele unterschiedliche Vögel gesehen. Costa Rica muss ein Paradies für Ornithologen sein!

Wenn der Kanal enger wird, sieht es dann so aus.

Einmal fuhr er ganz nahe ans Gebüsch ran und siehe da… im Gebüsch schlief ein Faultier. Leider streckt es mir wieder nur das Hinterteil hin. Darum gibt’s hier kein Foto 😉 .

Vereinzelt sieht man Häuser am Fluss was darauf hindeutet, dass hier Leute leben auch wenn diese Gegend ausschliesslich per Boot erreichbar ist!

Auch die trinkende Kuh wird wohl nicht von alleine hierher gekommen sein 😉 .

Manchmal sehen wir Personen auf kleinen Booten. Man scheint sich zu kennen und grüsst sich. Einmal schwimmt ein Hund durch den Fluss. Hoffentlich sind keine Krokodile in der Nähe…!

Schliesslich erreichen wir eine frisch ausgebaggerte Stelle und der Bootsführer fordert uns alle auf, aufzustehen und nach vorne zu kommen, damit wir nicht aufsitzen auf dem Sand. Das machen wir natürlich brav und siehe da… es klappt! 🙂 Nicht nur hier, sondern auch an anderen Stellen scheint der Wasserpegel sehr niedrig zu sein.

Nach rund drei(!) Stunden legen wir an und es gibt eine kurze Pinkel- und Snackpause (zum Glück hat Montezumas Rache gestern und nicht heute zugeschlagen!). Die Toiletten sind sauber und man kann Chips und Süssgetränke (z.B. ein Fantaähnliches Getränk namens „Fresca“) kaufen.

Unten im Bild unser Boot.

Gleich neben der Anlegestelle sehen wir diesen faszinierenden Helmbasilisken! Und wieder hätten wir ihn ohne den Hinweis eines mitreisenden Einheimischen nicht gesehen! Unsere Augen sind einfach zu wenig trainiert.

Nun geht die Bootsfahrt weiter. Und unser Bootsführer gibt nun leider etwas mehr Gas und hält nicht mehr so oft. Plötzlich biegt er aber ins Unterholz ab und wir sehen zwischen den Hölzern hindurch unser erstes Krokodil!

Aber als ob das nicht schon toll genug gewesen wäre, zeigt er kurz darauf auf einen Baumstamm. Bei genauerem Hinsehen entdecken wir darauf gut getarnt dieses Wesen. Wir halten es für einen Kaiman, werden aber eines besseren belehrt: Es ist ein Baby-Krokodil! 🙂

Kaimane werden wir morgen sehen. Diese haben eine breitere Schnauze.

Nach noch einem Faultier, welches uns den Rücken zudreht (keine Angst, es gibt später im Reisebericht schon noch Fotos von diesen tollen Tieren) erreichen wir schliesslich den Eingang des

Tortuguero Nationalparks.

Tortuguero heisst: „Der Ort an den die Schildkröten kommen“. Wir sind aber zur falschen Jahreszeit da: Die Brutzeit der Schildkröten, die dann an den Strand kommen um ihre Eier abzulegen, ist von Juli bis Oktober. Ihr werdet aber sehen, dass es hier auch sonst viel zu sehen gibt!

Nur wenig später erreichen wir unser Ziel: Das Dorf Tortuguero auf einem Landstreifen zwischen der Karibik und dem Kanal, wo wir nun anlegen. Die Fahrt hat gut und gerne viereinhalb Stunden gedauert und es war keine Sekunde langweilig!

Barbara Hartung, welche uns den Aufenthalt hier und den Transfer organisiert hat, nimmt uns an der Anlegestelle in Empfang. Sie wird in den nächsten Tagen hier in Tortuguero unsere Reiseleiterin sein. Ihre Touren kann man unter www.tinamontours.de buchen und sind sehr empfehlenswert.

Barbara führt uns zu unserer Unterkunft für die nächsten zwei Nächte, den Cabinas Miss Miriam II. Diese liegen gleich auf der anderen Seite des Dorfes am Meer. Bis dahin sind es fünf bis zehn Minuten zu laufen. Zum Glück ist es trocken, unsere Rolltaschen wären auf diesen schmalen Sand- und Lehmwegen sonst sicher steckengeblieben.

Barbara muss gleich wieder weiter. Wir werden uns um 15.30 Uhr zum Dorfrundgang durch Tortuguero wieder an der Anlegestelle unten am Hafen treffen.

Die „Cabinas Miss Miriam 2“ ist ein sehr einfaches Bed & Breakfast. Ausser ein bisschen Schimmel im Bad und zerschlissenen Handtüchern ist es aber sehr sauber. Man ist einerseits direkt am Meer und andererseits mitten im Dorfleben.

Das Dorf Tortuguero hat nämlich das Problem, dass die Gemeinde von den Einnahmen der von Amerikanern geführten Lodges ausserhalb des Ortes (wo die Touristen üblicherweise absteigen) keinen Cent sehen! Darum war es uns wichtig mit der Wahl der Unterkunft direkt im Dorf bei Einheimischen ein Zeichen zu setzen, dass wir diese Politik nicht unterstützen wollen.

Und die Lage ist wirklich toll. Wir haben das Zimmer 5 im Obergeschoss. Von der Veranda aus sieht man seitlich an dieser Bar (war während unserem Aufenthalt nie in Betrieb) vorbei aufs Meer und geradeaus auf die Spiel- und Fussballwiese der Kinder. Auf der Wiese werden eben von Einheimischen Kokosnüsse geerntet.

Wir gehen noch kurz die paar Schritte ans Meer, an die Playa Negra, wo man in der Saison Schildkröten sehen könnte. Der schwarze Sand bildet einen schönen Kontrast zum schäumenden Meer. Im Gegensatz zum südlichen Abschnitt der Karibikküste hat es hier viel Müll am Strand. Barbara wird uns später erklären, dass das meiste hier aber angespült wird, da die Strömungen ungünstig sind.

Dann geht es auch schon los mit Barbara zum Dorfrundgang. Ausser uns sind noch ein nettes Pärchen und drei Mädels dabei. Barbara zeigt uns zuerst den neueren Teil des Dorfes, der aber schäbiger aussieht. Hier wohnen viele recht arme Nicaraguaner. Die Häuser sind sehr offen gebaut und wer clever ist, baut sein Haus auf Stelzen. Wer das nicht macht, hat bei Hochwasser Wasser in der Hütte.

Barbara lebt schon seit 1995 in Tortuguero und kennt nicht nur die Leute hier gut, sondern hat als Biologin auch ein grosses Wissen über die Pflanzenwelt und ihre Heilwirkung.

Sie zeigt uns eine Frucht, welche rote Lippen herbeizaubert, ein stinkendes Allheilmittel der Einheimischen und eine grosse palmenähnliche Pflanze mit dem hübschen Namen „Baum der Reisenden“ (unten im Bild). Diese Pflanze heisst so, da sie in ihren Kelchen Wasser speichert und so Reisende in der Not vor dem Verdursten retten kann.

In Tortuguero zuhause sind auch die Montezuma Stirnvögel. Ihre markanten Nester hängen hier überall in den Bäumen.

Die farbigen Männchen führen einen imposanten Tanz auf und die Weibchen bauen die Nester. Typische Rollenverteilung… 😉

Gefällt das Nest den Männchen nicht, schmeissen sie es gerne auch mal runter, leider sind dann ab und zu auch noch Junge drin…!

Gleich unterhalb der Nester liegt die sehr einfache, aber wunderschön farbige weiterführende Schule Tortugueros.

Schule Tortuguero

Barbara erklärt und zeigt uns so viel, dass ich das unmöglich alles hier wiedergeben kann. Also möchte ich mich gleich dafür entschuldigen, dass hier nur das erwähnt wird, was bei mir hängengeblieben ist. Barbara zeigt uns nebenbei auch gleich noch ein paar gute Restaurants und wo die Kokosnüsse viel zu teuer sind. 😉

Dann laufen wir an dem Friedhof vorbei, wo sie uns fast zu jedem Grab eine Story erzählen kann. Die Polizeistelle im Dorf, sagt sie, hat fast keine Befugnisse. Ein Kleinkrimineller hat hier gute Chancen ohne Probleme durchzukommen, denn gehandelt wird erst ab einer Deliktsumme von über 500$. Zahlt ein Mann aber seine Alimente nicht, wird er sogleich überwacht und verfolgt ;-). Die Familie hat hier halt einen sehr hohen Stellenwert.

Der Arzt ist nur viereinhalb Tage pro Monat im Dorf und kann keine schwierigen Untersuchungen machen. Da gehört zum Beispiel auch bereits das Röntgen dazu. Das Dorf ist ja nur per Boot oder per Flugzeug erreichbar. Es ist also empfehlenswert, sich hier möglichst nicht in eine medizinische Notlage zu bringen 😉 !

Sonst aber wirkt dieses Dorf auf uns wie ein kleines ruhiges, relaxtes Paradies zwischen Karibik und Kanal gelegen. Und obwohl die Mainstreet (okay, die ist ein etwas besser ausgebauter Fussweg ;- oben im Bild) bereits ziemlich touristisch ist (mit vielen Souvenirshops und so) hat sich das Dorf bereits eine Strasse dahinter noch seine Ursprünglichkeit bewahrt.

Ich habe den Eindruck, dass hier noch so richtig karibisch gelebt wird. Unterwegs ist man auf Booten und vielen Fahrrändern (gerne auch ohne Bremsen 😉 ) und natürlich ohne Autos!

Nach Feierabend wird zusammen Fussball gespielt und die vielen Kinder (Fotos stelle ich hier aus Persönlichkeitsschutzgründen keine ein) spielen mitten auf den Wegen. Auch viele Hunde laufen frei herum und wiedermal gerne mit uns mit.

Auch die Leute denen wir begegnen wirken sehr freundlich und entspannt.

Am Ende der Dorftour bin, vor allem ich, jedoch recht erschöpft. Zum Glück war es ein wenig bedeckt und somit nicht ganz so heiss, mein Kreislauf ist nach gestern noch nicht wieder voll in Schuss.

Wir zwingen uns doch noch Essen zu gehen, wählen aber das nahegelegene „Miss Miriam I“ gleich gegenüber dem Fussballfeld. Es sind keine Preise angeschrieben und wir haben dann ganz klar Touristenpreise bezahlt. Aber das Essen (Fisch für meinen Liebsten und Vegi für mich) war wirklich ungemein lecker! Die Portionen sind riesig und werden in einzelnen Schälchen serviert. Hier isst man richtig karibisch! Nur war leider die Bedienung nicht sonderlich freundlich.

Danach finden wir wieder zu unseren Cabinas zurück. Es empfiehlt sich eine Stirnlampe mitzunehmen, denn die meisten Wege sind unbeleuchtet und man weiss ja nie was da so alles kreucht und fleucht…

In unserer Unterkunft hat es keinen Safe, darum hatten wir all unsere Wertsachen mitgenommen. Aber wahrscheinlich wäre es nicht nötig gewesen, denn der Besitzer (ein Einheimischer) wohnt gleich beim Eingang und kann sich wohl keinen Imageschaden durch Diebstahl leisten.

Nun wird noch geduscht. Hier hat es einen echten „Kamikaze-Duschkopf. Da hängt ein Stromkabel dran! Also ich rühr den nicht an 😉 !

Das Wasser ist aber warm und der Wasserdruck im Gegensatz zur karibischen Südküste gut. Schliesslich geht es zu Bett.

Wir hören die Kirchgemeinde der 7. Tage Adventisten nebenan noch wunderschön singen (wir sind halt wirklich mitten im Dorf), aber schliesslich nur noch das Meer rauschen. Mit Hilfe des kleinen Ventilators ist es herrlich angenehm mit den offenen Fenstern und ich schlafe endlich wiedermal eine Nacht so richtig tief und entspannt durch.

Tipps des Tages

  • Die Bootsfahrt nach Tortuguero ab Moin mit „Tropical Wind“ (über Barbara Hartung vorreservierbar) war ein absolutes Highlight! Natürlich hängt es auch ein bisschen davon ab, ob man einen motivierten Bootsfahrer man erwischt.
  • Das Mietauto kann man leer(!) am Parkplatz in Moin stehen lassen.
  • Wer unbedingt die brütenden Schildkröten in Tortuguero sehen möchte, sollte zwischen Juli und Oktober hierher reisen.
  • Die „Cabinas Miss Miriam II“ sind wirklich sehr einfach, aber sauber. Man unterstützt mit einem Aufenthalt hier die Einheimischen und nicht die amerikanischen Hotelmanager.
  • Der Dorfrundgang mit Barbara Hartung durch Tortuguero bietet einen guten Einblick in den Alltag eines karibischen Dorfes und viel Wissenswertes zur Tier- und Pflanzenwelt.
  • Das Essen im „Miss Miriam I“ beim Fussballplatz ist sehr lecker, richtig typisch karibisch, die Preise sind aber klar Touristenpreise.

Morgen bleiben wir in Tortuguero, starten früh am Morgen mit einer Kanutour und spazieren dann durch den Regenwald.

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