London 2015 – zweiter Teil

Vom vielen Laufen gestern schmerzen mir die Beine. Aber wer was Erleben will, muss da wohl durch…

Nach einer zweiten angenehmen Nacht in unserem Hotel Elysee bedienen wir uns wiederum am Frühstücksbuffet des Hotels und machen uns dann mit der U-Bahn auf den Weg auf die andere Seite der Themse. Wir haben Glück, der Himmel ist auch heute fast wolkenlos und stahlblau! Woher kommt nur das Gerücht, dass es in England dauernd regnen soll…?

Hier der Blick auf die Skyline von London.

Skyline London

Besonders speziell sticht natürlich „The Shard“ hervor. Einer der höchsten Wolkenkratzer Europas und in seiner Form sicher einzigartig.

Wir passieren die HMS Belfast. Ein Kriegsschiff aus dem 2. Weltkrieg, welches heute ein Museum beherbergt. Dieses wäre bei einem weiteren Besuch sicher auch eine Besichtigung wert.

Wir geniessen diesen Spaziergang entlang der Themse in vollen Zügen, denn es gibt einiges zu sehen. Neben der „Golden Hind“, dem Nachbau eines Schiffes von Sir Francis Drake (dem berüchtigten Seefahrer, der als erstes die Welt umsegelt haben soll) auch das „Clink Prison Museum“, nahe dem tatsächlichen Gefängnis aus dem 12. Jahrhundert.

Grundsätzlich war die „Bankside“, wie man dieses Quartier am südlichen Ufer der Themse nennt, früher das „Unterhaltungsviertel“ der Stadt. Hier siedelte sich alles an was im nördlichen Teil verboten war, wie Prostitution oder Theater.

Heute ist hier vieles liebevoll restauriert worden und strahlt ein besonderes Flair aus. Wie zum Beispiel auch „The anchor“, ein historisches Pub aus dem 17. Jahrhundert.

Unser eigentliches Ziel ist jedoch das „Shakespeare’s Globe Theater“. Sicher eines der bedeutendsten historischen Orte der Theatergeschichte. Das Original entstand 1599, hier sehen wir einen möglichst originalgetreuen Nachbau.

Wie der Name schon sagt, wurden hier vor allem auch die Werke von William Shakespeare aufgeführt. Dies wollen wir uns nun auch von innen ansehen und da eine Führung in unserem „London Pass“ inkludiert ist, wollen wir uns das natürlich nicht entgehen lassen. Da wir vorher noch etwas Zeit haben, gucken wir uns zuerst das sehenswerte Museum an. Danach führt uns ein Brite, dessen Akzent so grauenhaft ist, dass wir nur die Hälfte verstehen, durch das Theater und wir dürfen auch auf den Sitzreihen Platz nehmen.

Speziell war sicher die Nähe zwischen den Zuschauern und der Bühne, denn auf dem Hof direkt vor der Bühne gab es Stehplätze für einen Penny pro Person und die Zuschauer waren dort auch Wind und Wetter ausgesetzt. Man muss sich diese Stimmung mal vorstellen… Insgesamt fanden hier rund 3000 Personen Platz.

Und hier noch etwas Geschichte: Während einer Aufführung 1613 brach ein Feuer aus und zwar weil eine Kanone abgefeuert wurde und das Strohdach in Brand setzte. Danach ersetzte man das Strohdach durch ein Ziegeldach. Nur ein paar Jahrzehnte später jedoch schloss die puritanische Regierung das Theater, weil die Vergnügungsstätte ihnen ein Dorn im Auge war. Danach ging das Theater vergessen und wurde sogar abgerissen und überbaut. Erst im 20. Jahrhundert wurde es dann wieder nach historischen Vorbild aufgebaut. Seither ist es wieder in Betrieb als Theaterstätte und natürlich ein grosser Tourismusmagnet. Wir finden den Nachbau sehr gelungen und hätten es geliebt, hier einem Theaterstück beiwohnen zu können!

Nach dem Besuch laufen wir zurück zur Tower Bridge.

Diese wollen wir später besichtigen. Zuerst jedoch steht das heutige Highlight für mich an: Ein Besuch des

„Tower of London“!

Dieser Besuch ist im London Pass ebenfalls enthalten und daher lassen wir uns das natürlich nicht entgehen. Wir müssen nicht lange anstehen und dann befinden wir uns schon mitten in den historischen Gemäuern.

Wer wie ich gerne britische historische Romane (Empfehlung: Rebecca Gablé!) liest, dem wird hier ganz anders: Hier also wurde britische Geschichte geschrieben! Laut Wikipedia diente der Tower als Residenz der Könige, Waffenkammer, Werkstatt, Lager, Zoo, Garnison, Museum, Münzprägestätte, Gefängnis, Archiv und Hinrichtungsstätte. Der Tower gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Einmal drinnen, kann das Gelände auf eigene Faust besichtigt werden. Man sollte unbedingt mehrere Stunden für die Besichtigung einplanen, denn das Gelände ist riesig und es gibt viel zu sehen.

Hier zum Beispiel das „Traitor’s Gate“ ein Wassertor zum Tower. Anscheinend über viele Jahrhunderte der Hauptzugang von der Themse zum Tower.

Während der Tower insbesondere im 16. und 17. Jahrhundert als Gefängnis diente, wurden die (meist politischen) Gefangenen über diesen Wasserzugang via Themse ins Gefängnis gebracht. Daher der Name „Tor der Verräter“.

Über sechs Jahrhunderte beherbergte der Tower auch eine Menagerie mit vielen exotischen Tieren von Löwen, über Elefanten bis Affen. Dies ist heute zum Glück Geschichte und zu sehen sind ein paar (schlechte) Nachbildungen…

Und dies hier ist nun der „Bloody Tower“, wo die vielen politischen Gefangenen inklusive mutmasslich den zwei verschollenen Prinzen der Rosenkriege eingekerkert (und schliesslich „verschwunden“) waren. Eine gruselige Geschichte…

Natürlich besichtigten wir auch noch das Museum im Innern des Towers. Es gibt viel zu sehen, vor allem viele Waffen und Rüstungen, aber auch ein paar Einrichtungsgegenstände aus früheren Zeiten. Sehr spannend! Einzig das lange Anstehen für die Kronjuwelen hat sich meiner Meinung nach nicht so gelohnt. Aber mir sagen nun mal solche „Klunkereien“ generell nicht sonderlich viel… 😉

Zwei wichtige Protagonisten dürfen bei jedem Tower-Besuch nicht fehlen: Einerseits die Yeoman Warders (auch Beefeaters genannt), die Polizeiwache des Towers. Heute walten sie wohl eher primär als Touristenführer.

Und natürlich die Tower-Raben. Es gibt eine Legende die besagt, dass der White Tower, die Monarchie und das gesamte Königreich zugrunde gehen würden, falls die Raben jemals den Tower verließen. Solange sie weiterhin fleissig gefüttert werden, besteht da wohl keine so grosse Gefahr… 😉

So friedlich der grosse Innenhof des Towers mit den alten Bäumen heute aussieht: Hier fanden Hinrichtungen statt. Insbesondere Heinrich VIII. liess hier zwei seiner (insgesamt 6!) Frauen, Anne Boleyn und Catherine Howard, enthaupten.

Wir erleben noch eine Wachablösung mit…

… dann wenden wir uns unserem nächsten Highlight zu, auf welches man den schönsten Blick von hier, dem Festungswall des Towers aus, hat.

Aber zuerst noch mein Fazit zum Besuch des Towers: Für mich ein absolutes Muss! Insbesondere wer sich auch nur ein bisschen für die englische Geschichte interessiert, kommt hier voll auf seine Kosten! Unbedingt genügend Zeit einplanen!

So wenden wir uns nun der Tower Bridge zu. Für mich ganz klar eine der schönsten Brücken der Welt! Das Tolle ist, dass die obere Fussgängerbrücke der Tower Bridge nun einen Teil des Bodens aus Glas hat. Schon speziell, wenn rund 40 Meter unter dir ein Boot vorbeituckert… Ein bisschen schwindelfrei sollte man dabei schon sein.

Auch die Pumpe des Hebeantriebs im Innern der Brücke kann man besichtigen.

Eben als wir die Brücke wieder verlassen, haben wir das Glück miterleben zu dürfen, wie die Brücke für ein Schiff tatsächlich geöffnet wird. Super!

Da wir so ein grosses Wetterglück haben, lassen wir uns das Vergnügen einer Schifffahrt nicht entgehen und hüpfen mit unserem London Pass auf das nächste City Cruise-Schiff. Dies erlaubt uns vom Wasser aus nochmals einen ganz anderen Blickwinkel auf die Stadt.

Die Highlights auf der Strecke werden über ein Mikrofon laufend kommentiert und mit witzigen Geschichten gewürzt. Und so geniessen wir die Fahrt nach Greenwich.

Wir würdigen Greenwich (den Ort wo der Nullmeridian verläuft) leider nur mit einem Besuch in einem Café. Hier gäbe es noch viel zu sehen, wie zum Beispiel die Cutty Shark, ein Museumsschiff, oder das National Maritime Museum.

Aber wir müssen uns leider schon wieder der Tatsache stellen, dass es langsam Abend wird und wir leider nicht für alles Sehenswerte Zeit haben. So nehmen wir das nächste Boot schon wieder zurück in die Stadt.

Auf der Rückfahrt geniessen wir nochmals die wunderschönen Ausblicke auf den Tower und die Tower Bridge.

Weniger historisch, aber ebenfalls beeindruckend: 30 St Mary Axe oder auch „The Gherkin“ genannt. Dieses doch sehr spezielle Gebäude wird auch häufig als Filmkulisse verwendet.

Die London Bridge dann ist so niedrig, dass unser Boot das obere Deck einfahren muss, um untendurch zu gelangen. Unweigerlich ziehe auch ich den Kopf ein. Da ist tatsächlich nicht mehr viel Platz nach oben…!

Das berühmte Riesenrad und der Palace of Westminster mit Big Ben zeigen sich noch einmal von ihrer schönsten Seite. Dort verlassen wir dann das Boot, denn wir haben für heute Abend noch einen letzten Progammpunkt im Sinn.

Wir wollen durch den Hyde Park schlendern.

Der Hyde Park ist ein typisch englischer Garten und besonders jetzt im Abendlicht sehr idyllisch mit den vielen verschlungenen Pfaden dem Wasser entlang.

Von hier aus ist der Weg zum Buckingham Palace nicht mehr weit. Auf dem Kreisel davor bewundern wir das imposante Victoria Memorial.

Die Tore zum Buckingham Palace sind leider geschlossen. Wir sehen weder die Queen noch ihre Sprösslinge. Aber das war ja auch nicht anders zu erwarten. Daher gibt es hier nicht allzu viel zu sehen, ausser das protzige königliche Wappen am Tor und die Wache vor dem Eingang.

Nun wird es leider auch schon wieder Abend und unser letzter Tag in London ist vorbei. Morgen fliegen wir bereits wieder nach Hause.

London hat uns mit bestem Wetter verwöhnt und wir haben in die zwei Tage ganz schön viel Sightseeing-Programm reingepresst. So ein, zwei Tage mehr wären wohl ideal gewesen. Und es gibt ein paar Dinge, die ich in London gerne noch ausgiebiger besichtigen möchte, vor allem die Museen, insbesondere das British Museum.

Und hier noch mein Fazit zum London Pass:

Falls sich der Pass wirklich finanziell lohnen soll, muss man das Sightseeing-Programm ein bisschen danach ausrichten und schauen welche Attraktionen im Pass inklusive sind. Am Besten schaut man sich das vor dem Kauf schon mal genauer an und klärt ab, ob das was man unbedingt sehen möchte, auch wirklich inklusive ist. Und Prioritäten setzen! Denn es ist nun mal eine Tatsache, dass man nie so viel in einen Tag packen kann, wie man gerne möchte…

Es gibt auch ein paar Sehenswürdigkeiten, die wir wohl nicht besucht hätten, wären sie nicht im Pass enthalten gewesen. Wie zum Beispiel der Abstecher in die St. Paul’s Cathedral.

Wir haben die inkludierte Oyster Card, welche den gesamten öffentlichen Verkehr in der Innenstadt beinhaltet, sehr geschätzt und würden diese auf jeden Fall wieder kaufen.

Würde ich den London Pass bei einem weiteren Besuch von London wieder kaufen? Wahrscheinlich nicht. Für diesen Erstbesuch von London hat das für uns gepasst. Aber bei einem Zweitbesuch möchte ich mir mehr Zeit nehmen können für andere Sachen, wie Parks und Museen.

Mein Fazit zu London:

Eine extrem spannende lebendige Stadt mit viel Geschichte, aber auch grossartiger Architektur. Und ein paar witzige britische Kuriositäten haben wir auch entdeckt. „Die spinnen, die Briten“, meinte ja bereits Asterix. Und wo er recht hat, hat er recht :-). Die Stadt wird uns auf alle Fälle nochmal sehen. Wir freuen uns schon jetzt darauf!

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