Die zweite Besichtigung heute ist ein Muss, wenn man in Fremantle ist. Das berühmte
Fremantle Prison.

Es gehört zum Unesco Weltkulturerbe. Eine der Führungen mitzumachen ist empfehlenswert, wenn auch nichts für allzu sensible Gemüter, da gespickt mit schaurigen Geschichten.

Das Fremantle Prison wurde in den 1850er Jahren von deportierten Sträflingen erbaut. Diese wurden in dieser Zeit zuhauf von der britischen Krone, zum Teil wegen Bagatelldelikten, ins ferne Australien geschickt. Die wenigsten konnten sich nach Ablauf ihrer Strafe eine Rückreise ins Mutterland leisten. Böse Zungen behaupten England wollte so seine übermässig wachsende Unterschicht loswerden…
Noch bis 1991 diente das Fremantle Prison als Hochsicherheitsgefängnis.

Wir machen eine etwas mehr als einstündige Führung mit, welche einen guten Einblick in das damalige Leben der Häftlinge gibt.
Der Gang eines Zellentraktes im Fremantle Prison.

Die Wärter taten gut daran, nie in der Mitte des Ganges zu laufen, nicht selten kam nämlich sonst etwas von oben geflogen. Mit Vorliebe den Inhalt dieses Kübels, welches sich übrigens die Insassen einer Zelle für ihr „Geschäft“ zu teilen hatten.

Die Zellen waren winzig. Ganz zu Beginn schlief man noch auf diesen Hängematten, da diese günstiger und leichter von England hierher zu transportieren waren.

Der Versuch mit diesen Chemietoiletten in den Zellen gab man wieder auf, da die Insassen entdeckten, dass sie eine alkoholhaltige Reinigungsflüssigkeit enthielten…

Die Arbeit in der Küche war immer am begehrtesten, aber sie stand nur Häftlingen zu, denen man vertraute, wird doch dort mit Messern hantiert.

Zwischen den Arbeitsschichten wurde bei jedem Wetter Aufenthalt in diesen Innenhöfen gewährt. Obwohl sich anscheinend einige auf diese Stunden nicht sonderlich gefreut haben, herrschte dort doch die Macht des Stärkeren und die Wächter schauten des Öfteren lieber mal weg…. brrrr…😰

1988 fand im Fremantle Prison der grösste Gefängnisaufstand der australischen Geschichte statt. Es war Weihnachten und unglaublich heiss (weit über 40°C!) in den Zellen und ein unbeliebter Aufseher hatte disziplinarische Massnahmen an einem Häftling geübt, da suchten die Häftlinge eines Zellenblocks alle brennbaren Materialien zusammen und steckten diese in Brand. Die Aufseher, welche es noch in den anderen Block geschafft hatten, hatten die Anweisung diesen abzuriegeln. Die Feuerwehr kam mit ihrem Gefährt nicht durch den Haupteingang, da dieser noch für Ross und Wagen gebaut wurde. Ein Fiasko! Man stelle sich dieses Höllenszenario einmal vor! Wie durch ein Wunder wurde niemand getötet, aber natürlich Unzählige schwer verletzt.

Dies war mit ein Auslöser dieses schrecklich veraltete Gefängnis dann 1991 endlich zu schliessen.
Als Letztes liess man uns dann noch in das Innerste des Gefängnisblocks. Hier befanden sich die Einzelzellen für die ganz bösen Kerle. Die längste Zeit welche einer hier ohne Freigang in dieser Zelle absitzen musste war sechs Jahre! Man stelle sich das mal vor!
Die Zelle Nr.1 hingegen war immer demjenigen vorbehalten, welcher am nächsten Tag vor den Allmächtigen treten musste.

Ein Schnaps und ein Sack über den Kopf und ab gings in die Henkerkammer.

In den 1960er Jahren wurde hier der letzte Mann erhängt, ein Serienkiller welcher in Perth und Umgebung wahllos Menschen erschoss.
Das Fremantle Prison: Ein Gefängnis mit schaurigen Geschichten, wo Menschenrechte noch mit den Füssen getreten wurden… Da soll mir noch einer sagen, früher war alles besser…
