Eigentlich wollten wir ja heute etwas länger liegenbleiben, aber wir haben vergessen den Wecker auszuschalten. So ist halt wiederum um sechs Uhr Tagwache. Kurz wird der Mauna Kea, den wir gestern Abend zum Sunset besucht haben, noch wunderschön vom Morgenlicht rosa beschienen, dann schieben sich aber dicke Wolken davor und es beginnt zu regnen.

Über den Fernseher versuchen wir herauszufinden, wie das Wetter werden soll, aber ohne Erfolg. Das unglaublich teure Internet in der Lobby sagt dann eher schlechtes Wetter voraus. Na, was soll’s…, wir nehmen es wie es kommt 😉 .
Da wir beim Einchecken einen Coupon bekommen haben, frühstücken wir heute gleich im „Hilo Hawaiian Hotel“. Wir sind jedoch nicht wirklich begeistert: Vor allem sind die warmen Speisen nicht mehr wirklich warm. Kaltes Rührei, nein, echt nicht meins…
Michael hat starke Schulterschmerzen und fühlt sich auch sonst nicht sonderlich fit. Ein Aspirin hilft ihm aber dann doch etwas auf die Sprünge.
Als wir um circa 9.30 Uhr losfahren wollen, streifen wir mit der Autotüre im Parkhaus eine Säule. So ein Mist! Das Auto hat eine ziemliche Delle und einen Lackschaden… Ich bin ja nicht abergläubisch, aber heute ist Freitag der 13. 😉 .
Das Ganze ist zwar ärgerlich, aber besser ein Lackschaden als ein Unfall!

Wir fahren Richtung Volcano Village und machen beim General Store nochmals einen Stopp. Hier kaufe ich Postkarten und mein Liebster einen Cappuccino zur Aufmunterung. Vor dem General Store sehen wir dieses wunderschöne Wandbild, welches uns herrlich auf die nächsten zwei Tage einstimmt!

Wir besuchen heute den
Hawaii Volcanoes Nationalpark
Und welch ein Wunder: Als wir dort ankommen, scheint die Sonne!

Der Eintritt in den Hawaii Volcanoes Nationalpark kostet heute (Stand 2024) 30$ pro Auto. Wir fahren als erstes gleich zum Visitor Center und informieren uns über die aktuelle Situation im Park.
Sich für einen Besuch des Hawaii Volcanoes Nationalparks im Visitor Center oder über die Website vorab zu informieren, ist prinzipiell immer empfehlenswert! Gesperrte Strassen oder Wanderungen gehören hier zum Alltag, da immer wieder neue Lavaflüsse auftreten, welche die Begebenheiten im Park verändern können!
Die ganze Westseite des Crater Rim Drives ist immer noch gesperrt, da der Halema’uma’u momentan heftig qualmt. Somit beschliessen wir, zuerst die Chains of Craters Road bis zu deren Ende am Meer zu fahren. Als Erstes halten wir beim Pauahi Crater und gucken ehrfürchtig in das Loch.

Dann laufen wir den ersten Teil des Napau Crater Trails. Die Lava, über die wir da laufen, wurde zwischen 1969 und 1974 vom Mauna Ulu ausgeworfen. Wir kehren aber bald wieder um, da wir neugierig sind, was uns heute im Hawaii Volcanoes Nationalpark sonst noch alles erwartet.

Unglaublich, was da zwischen der nackten Lava so schön blühen kann:


Die Pflanze oben ist eine Ohelo Berry. Laut Angie (morgen erfahrt ihr mehr über sie 🙂 ) sehen diese Beeren nicht nur schön aus, sondern schmecken sogar noch köstlich.

Oben im Bild seht ihr ein kleiner Brocken glitzernde Lava von Nahem. Das wäre ein schönes Souvenir, aber mit der Entwendung von Vulkangestein von der Insel erzürnt man dem hawaiianischen Glauben nach die Feuergöttin Pele und das wollen wir nicht riskieren 😉 .
Dann hüpfen wir zurück ins Auto und fahren weiter entlang der Chains of Craters Road immer wieder quer durch Lavafelder hinunter zum Meer.

Im Bild oben sieht man schön, dass es zwei Arten Lava gibt: Die helle, schneller fliessende namens Pahoehoe-Lava und in der Mitte die dunklere, langsamer fliessende Aa-Lava.
Entlang der Strecke hat es immer wieder solche Warnschilder, welche vor den Schwefeldioxid-Wolken und anderen vulkanischen Gasen hier warnen.

Diese können bei empfindlichen Personen Juckreiz der Augen oder sogar Atembeschwerden verursachen. Ist die Sicht schlecht bzw. der Gestank stark, sollte man auf dieser Strecke die Fensterscheiben geschlossen halten. Bei unserem Aufenthalt war aber alles im grünen Bereich.
Als wir das Meer erreichen, ist die Strasse gesperrt und es hat eine grosse Parking-Area. Wir stellen das Auto hier ab und laufen zuerst den kurzen Weg zum sehr fotogenen Sea Arch.

Die Wellen sind sehr hoch und der Wind heftig.

Im Bild oben sieht man die steil abfallenden Lava-Klippen an der die Gischt hoch spritzt. Von oben erschafft die Lava neues Land, während die kräftigen Wellen das neue Land formen. Einfach toll!
Man kann dann ein gutes Stück der gesperrten Strasse entlanglaufen und sieht dabei an der Küste auch diesen, von der Lava bis jetzt verschonten, Palmenhain, welcher hier irgendwie deplatziert wirkt.

Auch wenn es sehr windig ist wie heute, unbedingt Sonnenschutz und genügend Wasser mitnehmen. Hier gibt es keinen Schatten!
Und dann sehen wir den Grund, warum die Strasse gesperrt ist: Die Lava hat sie nämlich zurückerobert!

Und weil es hier jederzeit zu neuen Lavaflüssen kommen könnte, lohnt es sich nicht die Strasse nach Kalapana immer wieder zu räumen…
Man kann hier dann gut noch etwas auf dem alten Lavastrom rumlaufen.

Feste Schuhe sind auf Lava immer empfehlenswert. In der Ferne sieht man den Qualm des aktiven Lavastroms, welcher ins Meer fliesst. Aber von hier aus ist er doch momentan sehr weit weg! Ein gutes Foto ist leider nicht möglich. Lava werden wir jedoch morgen von nahem zu sehen bekommen…!
Danach fahren wir die Chains of Craters Road wieder zurück und halten auf dem Parking bei den Lava Tubes. Diese Lavahöhlen kann man im Rahmen eines kleinen Rundganges erkunden. Zuerst begrüsst uns wiedermal wunderbarer Regenwald.

Die eine Höhle ist beleuchtet und für die andere braucht es eine Lampe. Wir haben natürlich unsere Stirnlampen dabei.

In der unbeleuchteten Höhle ist es wirklich stockdunkel, feucht und kalt. Eine kleine Gruppe läuft mit uns. Von der Decke hängen Lianen. Als der Tunnel noch enger wird, muss ich dem Drang widerstehen augenblicklich zurückzulaufen. Als es dann nicht mehr weitergeht, weil der Boden eingestürzt ist, bin ich ehrlich gesagt gar nicht mal so unglücklich darüber 😉 …
Alles in allem aber ein nettes, kleines Abenteuer… :-). Update 2013: Achtung: Die unbeleuchtete Höhle ist mittlerweile eingestürzt!
Dann fahren wir einen kleinen Hüpfer weiter zum Aussichtspunkt auf den Kilauea Iki Krater. Hier war mal ein Lavasee und man könnte hinunter wandern, der Boden soll auch 50 Jahre nach dem Ausbruch immer noch warm sein!

Es ist jetzt aber bereits 15 Uhr vorbei. Wir wollen uns ja keinesfalls über das Wetter beklagen, aber es ist sehr heiss und wir sehen, dass der Trail mitten durch den Boden des Kraters führt, wo es null Schatten gibt.
So streichen wir für heute dieses Projekt und wollen dafür noch den momentan aktiv qualmenden Halema’uma’u (welchen man im Bild unten bereits in der Ferne sieht) von Nahem bewundern.

So fahren wir nun gemütlich das kurze Stück des offenen Crater Rim Drives und halten an diversen Lookouts.
Natürlich machen wir auch einen Stopp bei den Steam Vents der Sulphur Banks. Hier dampft es aus allen Löchern 🙂 . Okay, wir sind etwas verwöhnt vom Yellowstone Nationalpark, darum haut uns das jetzt nicht eben aus den Socken, aber im warmen Dampf zu stehen, macht wie immer Spass!

Vom Kilauea Overlook haben wir einen hervorragenden Blick in die wirklich gewaltige Kilauea Caldera. Der Kilauea ist der derzeit aktivste Vulkan der Erde. Die meisten seiner Ausbrüche verlaufen nicht explosiv und nur diesem Umstand haben wir es zu verdanken, dass wir uns so nahe an das Geschehen heranwagen dürfen.

Den besten Blick aber auf den Halema’uma’u-Krater dem Herzstück des Kilauea und der Sitz der Feuergöttin Pele, hat man vom Jaggar Museum aus. Dieses Museum ist sehr gut gemacht. Wir konnten uns da eine ganze Weile nicht mehr losreissen.
Update 2018: Das wunderbare Jaggar Museum wurde leider durch eine starke Eruption des Kilauea im Jahre 2018 vollständig zerstört!

So sind hier zum Beispiel die Haare der Feuergöttin Pele ausgestellt. Nein, Scherz beiseite 😉 : Es handelt sich hierbei um dünne Fäden vulkanischen Glases, welches durch das Auseinanderziehen dünnflüssiger Lava entsteht, meistens bei Lavafontänen oder sehr schnell fliessenden Lavaströmen.
In dem Museum werden aber auch die seismischen Aktivitäten der verschiedenen Hot-Spots laufend überwacht.

Am späteren Nachmittag hält dann ein Ranger draussen vor dem Museum einen 20minütigen sehr guten und unterhaltsamen Vortrag über die Geschichte des Vulkanismus auf Hawaii. Auch danach stand der Ranger für unsere neugierigen Fragen zur Verfügung.
Wir sind beeindruckt, wie schnell sich hier im Hawaii Volcanoes Nationalpark die Landschaft verändern kann. Alleine der Kilauea Vulkan zeigt fast alle paar Monate ein anderes Gesicht. Als Mark Twain im 19. Jahrhundert hier war, sah er einen riesigen Lavasee. Dazwischen war der Krater aber auch mal nur ein grosses Loch ohne jegliche Aktivität!
Momentan ist Richtung Kalapana der Pu’u O’o Crater sehr aktiv und auch der Halema’uma’u Crater dampft ziemlich. Darum ist die Strasse ab dem Jaggar Museum leider aus Sicherheitsgründen geschlossen.

Eben als wir dort sind beobachten Ranger mit dem Fernglas Personen, die sich anscheinend in den gesperrten Bereich begeben haben und diskutieren was nun zu tun ist. Ihren Beschluss kriegen wir nicht mehr mit, aber wir reissen uns schliesslich von dem Anblick des Halema’uma’u los

und fahren zurück nach Hilo. Dort wird geduscht und umgezogen. Dann führen wir noch ein kurzes Telefonat mit einem verschlafenen Chris 😉 (dazu morgen mehr!) und schliesslich fahren wir mit dem Auto nach Downtown Hilo und suchen das Café Pesto.
Das Café Pesto finden wir nach ein bisschen herumirren direkt an der Hauptstrasse und essen dort je einen Salat (na ja) und eine kleine Pizza (lecker!).
Danach wird nur noch für morgen gepackt, alle Geräte aufgeladen, viele Speicherkarten eingepackt und dann ab in die Heia für ein kleines bisschen Schlaf 😉 !
Tipps des Tages
- Der Hawaii Volcanoes NP ist natürlich ein Muss. Wanderschuhe, Sonnenschutz und genug zu Trinken einzupacken empfiehlt sich sehr! Immer zuerst im Visitor Center oder auf der Website die aktuelle Lage checken.
- Die Chains of Craters Road bis zu dessen Ende fahren (falls sie offen ist). Der Sea Arch ist sehr hübsch und auf der Lava laufen macht Spass!
- Wer gerne (amerikanisch-)italienisch ist, kommt im Café Pesto in Hilo auf seine Kosten. Wie immer in den USA warme Kleidung gegen die eiskalte Klimaanlage mitnehmen!
- Und zu guter Letzt: Auf Wettervorhersagen ist kein Verlass. Es kommt, wie’s kommt. Manchmal sogar besser 😉